Friedenslicht 2024
Friedenslicht: Kleine Flamme für eine bessere Welt
Übergabe an Heiligabend in Breitenberg − Licht kommt heuer wegen des Krieges aus Bethlehems Partnerstadt „Christkindl“Von Wolfgang Krinninger
Breitenberg. Für Millionen Menschen in aller Welt ist das ORF-Friedenslicht eine liebgewordene Weihnachtstradition. Seit 33 Jahren steht die Übergabe des Lichts in der Pfarrkirche St. Raymund in Breitenberg auch für Völkerverständigung, Zusammenhalt über Grenzen hinweg und Feuerwehr-Kameradschaft. Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten war das Friedenslicht heuer nicht in der Geburtskirche Jesu in Bethlehem entzündet worden. Die kleine Flamme ging von Christkindl aus, der Partnerstadt Bethlehems im oberösterreichischen Steyr, um die Welt.
Die österreichischen Pfadfinder hatten es dort ein Jahr lang gehütet. Es war 2023 von Pillar Jarayseh (12) in der Geburtsgrotte Jesu entzündet und per Flugzeug nach Wien und auch nach Christkindl gebracht worden. Die Breitenberger Pfarrkirche war voll besetzt, als die Feuerwehrleute aus Aigen im Mühlkreis das Licht am Vormittag des Heiligen Abends vor dem Altar abstellten. Im Wortgottesdienst machte Pfarrer Wolfgang Hann deutlich, wofür die kleine Flamme steht: Jesus Christus habe den Frieden vorgelebt und ihm Gestalt gegeben. Das Friedenslicht symbolisiere genau das. Er hoffe, dass sich die kleine Flamme ausbreite und Hoffnung, Wärme, Geborgenheit und Christi Frieden in die Welt bringe.
Er ging auch auf den eigentlichen Herkunftsort des Lichts ein. Die Geburtsgrotte Jesu sei nur durch einen sehr niedrigen, kleinen Zugang zu erreichen: „Wenn man an den Ort gehen will, wo der Frieden geboren wurde, muss man sich klein machen“, sagte Hann. „In einer Welt, wo das Recht des Stärkeren gilt, macht Gott sich klein“, dies sei die Botschaft des Lichts. „Mach’s wie Gott, werde Mensch!“, appellierte der Breitenberger Pfarrer an die Gottesdienstbesucher – unter ihnen viele prominente Vertreter aus Politik und Feuerwehrwesen aus dem Bezirk Rohrbach und dem Landkreis Passau. Dann richteten Breitenbergs stellvertretender Bürgermeister Michael Moser, Landrat Raimund Kneidinger, Rohrbachs Bezirkshauptmann Valentin Pühringer, Kreisbrandrat Josef Ascher, Rohrbachs Bezirkskommandant Thomas Stockinger und der neue Aigener Kommandant Christian Zimmermann einige Worte an die Gäste. Moser erinnerte an den Leitspruch der Aktion: „Vielfalt leben – Zukunft gestalten!“. Dies sei der richtige Weg, um mit den Krisen und Konflikten in der Welt umzugehen. Kneidinger nannte das Friedenslicht einen „Leuchtturm der Hoffnung“ und ein sichtbares Zeugnis für die Freundschaft über Grenzen hinweg. Er erinnerte an die Bilder aus Israel oder der Ukraine, aber auch an den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Auch wenn die eigene Ohnmacht bedrückend sei, dürften uns Trauer und Enttäuschung nicht dazu bringen, etwas ungemein Wertvolles zu opfern: „Unsere Art, in Freiheit und Selbstbestimmung zu leben, unsere Feste zu feiern und Gemeinsamkeit zu erleben“. Pühringer erinnerte an das Verbindende des Friedenslichts. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor 35 Jahren hätten die Menschen in dieser Region das Gemeinsame über das Trennende gestellt. Er nannte das Friedenslicht ein „begeisterndes Zeichen“, das für den „Weg vom Ich zum Du und vom Du zum Wir“ stehe.
Ascher lenkte den Blick auf die Ängste vieler Menschen, die manchmal so groß würden, dass sie ihrem Leben ein Ende setzten. Die Frauen und Männer der Feuerwehren seien bei Suiziden oft mit als erste vor Ort und kämen hier an ihre eigenen Grenzen. Wichtigste Hilfe seien dann die Gespräche untereinander. Stockinger erinnerte an den Roman „Die Waffen nieder!“ von Bertha von Suttner von 1889, eines der wichtigsten Werke der Antikriegsliteratur. „Es ist deprimierend, wie wenig lernfähig die Menschheit ist“, konstatierte er. Doch gerade vor diesem Hintergrund sei das Friedenslicht als „Paradebeispiel für Völkerverständigung“ wichtig. Zimmermann erinnerte daran, dass nicht nur die Regierungen die Verantwortung für eine bessere Welt haben: „Jeder von uns hat die Kraft, den Unterschied zu machen!“
Zu Beginn der Andacht hatte Breitenbergs Feuerwehrvorstand Engelbert Fesl die Kameraden aus Aigen im Mühlkreis und die vielen Gäste aus nah und fern begrüßt. Nachdem die Ehrengäste in der Pfarrkirche das Friedenslicht verteilt hatten, brachten es die Feuerwehren in die Städte, Märkte und Dörfer des Landkreises Passau und weit darüber hinaus. Für den klangvollen Rahmen der Feier sorgte einmal mehr die Blaskapelle Breitenberg unter der Leitung von Oliver Wurster.