Bericht in der PNP vom 27.12.2022
Friedenslichtübergabe in Breitenberg – Feuerwehrleute als Boten des Friedens
Das „ORF-Friedenslicht aus Bethlehem“ ist für Millionen Menschen in aller Welt eine liebgewordene Weihnachtstradition geworden. Im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet steht es zudem für die Kameradschaft der Feuerwehren von „drent und herent“ und den Zusammenhalt der Menschen über Landesgrenzen hinweg. Am Heiligen Abend übergaben die Feuerwehrleute aus Aigen (OÖ) das Licht in der vollbesetzten Pfarrkirche an die Breitenberger.
Nach einem Wortgottesdienst trugen die Feuerwehrfrauen und -männer die kleine Flamme weiter in die Städte, Märkte und Dörfer des Landkreises und weit darüber hinaus. Nach Aussage von Landrat Raimund Kneidinger sei die Friedenslichtübergabe „der vielleicht schönste Brauch in der Weihnachtszeit in unserer Region“. Das Friedenslicht aus Bethlehem erstrahlt inzwischen in Wohnungen und Häusern in rund 30 Ländern weltweit.
Die Initiative war 1986 vom ORF ins Leben gerufen worden. Die zwölfjährige Sarah Noska aus Altenberg bei Linz hat das „ORF-Friedenslicht“ dieses Jahr in der Geburtsgrotte in Bethlehem entzündet. „Mit eigenen Augen zu sehen, wo das Licht herkommt, das ich schon selbst bei uns im Ort verteilt habe und das so vielen Menschen Freude macht, das ist schon eine besondere Ehre“, schilderte sie ihre Eindrücke. Sarah wurde zuvor von einem griechisch-orthodoxen Pater in die Geburtsgrotte Jesu begleitet. Mit einem Flug der Austrian Airlines konnte das Friedenslicht in einer feuerfesten Speziallampe nach Österreich gebracht werden. Sarah überreichte das Licht auch an Papst Franziskus. „Bitten wir den Herrn um das Geschenk des Friedens, den die Welt so sehr braucht“, so Franziskus.
„Was kann ein kleines Licht ausrichten?“
Seit mehr als 30 Jahren ist in Breitenberg „der Vormittag des Heiligen Abends dem Friedenslicht gewidmet“, wie Feuerwehr-Vorstand Engelbert Fesl unterstrich, „eine Tradition, welche für uns alle eine ganz besondere Bedeutung hat“. Dies wird auch deutlich beim Blick auf die Liste der Gäste: Neben der Rohrbacher Bezirkshauptfrau Dr. Wilbirg Mitterlehner und Landrat Kneidinger kamen auch die Altlandräte Hanns Dorfner und Franz Meyer sowie fast die gesamte Feuerwehr-Führungsriege nach Breitenberg.
Was kann so ein kleines Licht ausrichten angesichts von Krieg und Unfrieden an so vielen Orten weltweit? Auf diese Frage suchte auch Breitenbergers Pfarrer Wolfgang Hann beim Wortgottesdienst eine Antwort. Die kleine Kerze sei kein magisches Zeichen, machte er deutlich. Doch es sei allemal besser, ein Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu klagen. Frieden zu schaffen, sei riskant, denn man müsse dazu den ersten Schritt tun. Man dürfe Fehler nicht aufrechnen, müsse lernen loszulassen, Blockaden aufzubrechen, die Komfortzone zu verlassen und auf den anderen zuzugehen. Gott habe mit Jesus diesen ersten wirkmächtigen Schritt getan.
Frieden ist nicht selbstverständlich
Landrat Kneidinger erinnerte daran, dass noch vor einem Jahr niemand geglaubt habe, dass Krieg uns so nah kommen könne. Doch gerade auch vor diesem Hintergrund sei das „Friedenslicht als strahlendes Zeichen unserer Freundschaft über Grenzen hinweg“ so wichtig. „Es erhellt unsere Herzen“, so Kneidinger, der wie alle anderen Redner den Feuerwehren dankte, dass sie diesen Brauch mit Leben erfüllen. Nach Aussage von Wilbirg Mitterlehner stehe das Friedenslicht auch für die europäischen Werte Frieden, Freiheit und Zusammenhalt. „Unsere Regionen im Herzen Europas sind untrennbar zusammengewachsen, wir können uns ein Leben mit Grenzen nicht mehr vorstellen“, so die Rohrbacher Berzirkshauptfrau, die an die Zuhörer appellierte, sich für eine starke Demokratie einzusetzen.
Auch Breitenbergs stellvertretender Bürgermeister Michael Moser machte deutlich, dass Demokratie und Frieden nicht selbstverständlich seien. Das Friedenslicht sei das „Weihnachtssymbol schlechthin“, das die Menschen daran erinnere, sich für den Frieden einzusetzen: „Ich wünsche uns, dass sich das Licht in unseren Herzen ausbreitet.“
Die Feuerwehr-Führungskräfte KBR Josef Ascher, Bezirkskommandant Josef Bröderbauer und Kommandant Thomas Stockinger (Aigen) gingen auf die Symbolkraft des Friedenslichts ein. Sie machten deutlich, wie glücklich wir uns schätzen dürfen, dass wir seit fast 70 Jahren in Frieden leben. „Besinnen wir uns auf das, was wirklich wichtig ist“, appellierte Stockinger, „hören wir auf zu jammern, seien wir zufrieden und unterstützen wir die, die es wirklich brauchen.“
Nachdem die Ehrengäste in der Pfarrkirche das Friedenslicht verteilt hatten, brachten es die Feuerwehren in die Gemeinden und sorgten dafür, dass in tausenden Häusern am Heiligen Abend diese kleine Flamme leuchtete, die eine so weite Reise hinter sich hat. Für den klangvollen Rahmen dieser Feier sorgte einmal mehr die Blaskapelle Breitenberg unter der Leitung von Oliver Wurster.